Lutz´ WM TAGEBUCH - TAG 11

Grandioses Finale der Rollstuhlbasketball WM in Hamburg sieht einen großen Sieg von GB gegen den favorisierten Paralympics-Sieger USA.

Die Rollstuhlbasketball Weltmeisterschaften enden mit einem etwas überraschenden 79:62 Sieg von Großbritannien gegen die USA mit den Bullen Jake Williams, 40 Minuten, 15 Punkte, und Matt Scott, 9 Minuten, 2 Punkte. Dritter wurde der Titelverteidiger Australien gegen das Überraschungsteam der WM, dem Iran.

Die Amerikaner waren sich nach dem 66:59 Sieg in der Vorrunde gegen den gleichen Gegner zu sicher, dass das Finale ähnlich läuft. Bis zur Halbzeit entwickelte sich ein hochklassiges Spiel, und die Entschlossenheit der jungen Garde aus Großbritannien, Warburton, Pratt und H. Brown, beherrschte das Spiel. GB trug mit großem Tempo ihre Angriffe vor und schlossen über ihre Center Manning und Bates hochprozentig ab. Die US Amerikaner haderten mit ihrem Wurfpech und hatten es schwer, dass GB nicht davon eilte. Zur Halbzeit, 5 Punkte zurück, erwarteten die Zuschauer die Gegenreaktionen der USA, aber GB konnte diese eindrucksvoll verhindern. Jake Williams wurde das ganze Spiel von Brown und Warburton in „Pflege“ genommen, was das Spiel der Amerikaner sehr limitierte, zumal Steve Serio einen rabenschwarzen Tag erwischte. Am Ende siegten die jungen Wilden aus Großbritannien überraschend klar und zerstörten erbarmungslos den Traum der Generation Serio.

Mit Jitske Visser bei den Damen und Jake Williams bei den Herren werden zwei Spieler der Thuringia Bulls nach Abschluss der Spiele in das All Star Team gewählt, dafür herzlichen Glückwunsch.

Damit geht eine Rollstuhlbasketball WM zu Ende, die Maßstäbe gesetzt hat. Eine überragende Medienpräsenz hat einen breiten Einblick gewährt, und Hamburg hat großes geleistet. Die Organisatoren haben einen reibungslosen Ablauf garantiert, und die 600 Volunteers haben als Ehrenamtler keinen Wunsch unerfüllt gelassen.

Sportlich habe ich aus Sicht der Thuringia Bulls zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite ein lachendes, mit einer strahlenden Siegerin Jitske Visser und die Orange Angels. Ich hätte es gerne gesehen, wenn Team Germany in diesem Finale der Gegner gewesen wäre, aber die Deutschen Damen haben das Minimalziel, eine Medaille, erreicht und den Organisatoren die verdiente sportliche Belohnung beschert. Das andere/weinende sieht die deutschen Herren im Sturzflug. Wir haben nach den Enttäuschungen von Südkorea und Rio den absoluten Tiefpunkt der Zeltinger Ära inklusive aufgeblähtem Trainerstab erreicht. Heimvorteil, die Wahl der Vorrundengruppe, Zuschauer, alle Vorteile eines Gastgebers haben nichts genutzt. Der 13. Platz und damit schlechtester Europäer wirft viele Fragen auf. Ich habe sie im Verlauf meiner Tagebucheinträge gestellt. In der Nationalmannschaft müssen die besten deutschen Spieler der Liga spielen ( z.B. Magenheim, Heimbach, Albrecht ) und die Nationalmannschaft muss Gemeinschaftsaufgabe der Liga sein und nicht die Privatangelegenheit von Nic Zeltinger mit der Verknüpfung von privaten Bedürfnissen mit dem Amt. Ich bin der Meinung, dass die sportlichen Ergebnisse weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben und wir eine Nationalmannschaft erleben mussten, die nach aufwendiger Vorbereitung mit 25 Spielen ohne Konzept und Identität in die Spiele geschickt wurde, bei denen sich zunehmende Verunsicherung im Auftreten wiederspiegelte.

Ein Tiefpunkt bietet auch Chancen für einen Neubeginn, und den wünsche ich dem deutschen Rollstuhlbasketball aufrichtig und von ganzem Herzen.

In Vorfreude auf eine tolle Liga-Saison freue ich mich auf´s Wiedersehen und wünsche allen einen guten Start in die neue Saison mit bester Gesundheit.

„Go Bulls“

 

Lutz Leßmann