Spielbericht Champions Cup Final4 2024

Thbulls sichern sich die Silbermedaille im Champions Cup

Fotos: Franziska Möller

Freitag, 03.05.24

Revanche zur richtigen Zeit 
Die Bullen bezwingen den RSV Lahn Dill nach einer furiosen 2. Halbzeit mit 76:64 (16:19, 14:17, 23:16, 23:12) und qualifizieren sich für das Finale der Königsklasse. 

Wenn, dann jetzt oder so ähnlich, waren wahrscheinlich die Gedanken der Mannschaft aus Elxleben, nach zuletzt 3 Niederlagen in Folge als sie im Halbfinale auf den Dauerrivalen aus Wetzlar trafen. Am vergangenen Freitag duellierten sich die beiden Schwergewichte im deutschen Rollstuhlbasketball im spanischen Albacete, um den Einzug ins Finale des Champions Cups.

Coach Andre Bienek hatte für die Gäste aus Wetzlar eine Überraschung vorbereitet: Der junge Niederländer Arie Twigt rutschte in die Startformation. Zusätzlich gab Kapitän Alex Halouski nach Verletzung sein Comeback. Die Thüringer erwischten mit 10:2 (4. Minute) einen guten Start. Trotz der Wichtigkeit dieser Partie war den Bulls gerade in der Anfangsphase des Spiels eine gewisse Lockerheit anzumerken. Diese versuchte Gästetrainerin Jeanett Zeltinger mit einer schnellen Auszeit zu unterbinden. Ihr Distanzexperte Thomas Böhme setzte mit zwei lupenreinen Dreipunktwürfen ein echtes Ausrufezeichen und drehte im Duett mit Matthias Güntner die Partie zum Viertelende (16:19) für den RSV.

Im zweiten Spielabschnitt kam es zu einem ganz besonderen Moment, als der wohl berühmteste Pasta-Koch im Thüringer Raum, Driss Saaid, nun erstmals in dieser Saison sein basketballerisches Können unter Beweis stellen konnte. Die offensive Gefahr, die der Italiener ausstrahlte, schaffte Räume für Vahid Azad, der diese nutzte, um seine Mannschaft im Spiel zu halten. Lahn-Dill wehrte den Angriff mit starkem Inside Game ab und zog auf zwischenzeitlich 10 Punkten Vorsprung davon. (19. Minute 26:36) Der amtierende Deutsche Meister reagierte mit einem kleinen Endspurt zum 30:36 Halbzeitstand.

Die Bulls blieben ruhig und entwickelten in der Kabine Lösungen, um die Begegnung zu drehen. Gerade defensiv kamen die Elxlebener mit viel Energie aus der Pause. Es gelang den ein oder anderen Ballgewinn in schnelle Punkte umzuwandeln. Hier machte sich wieder einmal das blinde Verständnis der Bullen füreinander bemerkbar, als Alex Halouski und der Schwede Joke Linden traumwandlerisch kombinierten. In dieser Phase belohnte sich das Team von der Osterlange mit einer 53:52-Führung nach dem 3. Viertel.

Das Trio Halouski, Azad und Linden übernahm auch im Schlussviertel viel Verantwortung, die durch Twigt wichtige Entlastung erfuhr. In der Verteidigung beschützen die TH Bulls leidenschaftlich die eigene Zone. Wetzlars Bemühungen, das Ruder aus der Distanz noch einmal herumzureißen, scheiterten.
Anders als bei den bisherigen Partien kontrollierten die Bullen während des gesamten Spiels ihre Körpersprache und zweifelten trotz kleiner Schwächephasen nie. So konnten die Bulls am Ende einen 76:64-Sieg feiern und zum 5. Mal in den vergangenen 6 Austragungen ins Champions-Cup-Finale einziehen.

Vahid Gholomazad (26), Joakim Linden (18), Aliaksandr Halouski (17), Arie Twigt (6), Jordi Ruiz (2), Driss Saaid (2), Hubert Hager (1), Jens Eike Albrecht, Marie Kier, Karlis Podnieks.

Samstag, 04.05.24

Größe und Zeit sind keine Kleinigkeiten.
Die Thuringia Bulls gewinnen den zweiten Platz im Champions Cup, nach einer dramatischen 70:64-Niederlage gegen BSR Amiab Albacete.(10:8, 20:22, 23:15, 17:19)

Nach der furiosen Teamleistung am Vortag ging es nun im Finale gegen den Titelverteidiger aus Albacete. Es war also die Wiederauflage des letztjährigen Endspiels, lediglich den Ausgang wollte die Mannschaft aus Thüringen natürlich anders gestalten. Das Ambiente war eines Finaltages dieser Klasse mit einer vollen und stimmungsvollen Halle mehr als würdig. Zuvor sicherte sich der RSV Lahn Dill mit einem 89:65 Erfolg gegen CD Ilunion Madrid im Spiel um Platz 3 die Bronzemedaille. 

Coach Bienek legte besonderen Wert auf den Schutz der eigenen Zone. Der Bullentrainer wusste, dass sich das Dreiergespann Mateusz Filipski, Phil Pratt und der Riese Lee Manning immer wieder versuchen werden, dort wichtige Akzente zu setzen. Die Anfangsminuten waren von Nervosität geprägt, gerade defensiv tasteten sich beide Mannschaften ab. Die ersten Punkte für die Gäste gelangen dem Schweden Joke Linden, der nach einem Rebound von Vahid Azad einen Schnellangriff vollenden konnte, welches allerdings den 8:10-Rückstand zur ersten Viertelpause nicht verhindern konnte.

Zu Beginn des zweiten Viertels zeigte sich, welche Identität sich der RSB über die Saison eingetrichtert hatte. Jens Albrecht fackelte nicht lange, als er im Missmatch eiskalt einnetzte. Der sympathische Italiener Driss Said spielte in seinem zweiten Einsatz in dieser Saison wichtige Minuten für seine Farben. Gemeinsam mit Jordi Ruiz bildete er ein temperamentvolles Tandem, das beim Gegner aus Spanien den ein oder anderen Ballverlust herausfordern konnte. So verschafften sie ihrer Mannschaft etwas Luft zum Atmen und zwangen Albacete zur ersten Auszeit (18. Minute 26:25). Kurz vor der Halbzeit konnten die Gastgeber von einem Ballverlust der Thüringer profitieren und das Spiel zum 30:30 ausgleichen.

Den Auftakt nach der Pause machten beide Big Men. Der Pole Filipski schloss mit seiner ganzen Routine ab, der insgesamt eine Weltklasse-Performance an den Tag legte. Im Gegenzug verwandelte Alex Halouski trotz Bedrängnis im Zurückrollen. Nach einigen Nicklichkeiten, die ohne Zweifel zu einem solchen Spiel gehören, gelang es den Spaniern nun immer wieder, sich unter den Korb der Thüringer zu kombinieren. Der kräftige Brite Lee Manning gelang es nun immer wieder, unter den Korb der Bulls zu gelangen. Zum ersten Mal im Verlauf des Spiels gelang es Albacete sich abzusetzen und zog vor dem Schlussviertel auf 53:45 davon.

Albacetes Trainer sagte seiner Mannschaft vor den letzten 10 Minuten: "They have nothing more", mit dieser Aussage sollte er Unrecht haben. Denn die Bullen kämpften mit jeder Faser unermüdlich weiter um die europäische Krone im Rollstuhlbasketball. Kapitän Alex Halouski verwandelte gleich zweimal mit Brett jenseits der Dreipunktlinie und legte noch zwei Punkte per Korbleger nach, der den zwischenzeitlich 12 Punkte Rückstand (32. Minute 57:45) auf lediglich 2 Pünktchen schmolzen ließ (37. Minute 58:60). In der Cruchtime ging es hin und her mit sehr hoher Qualität auf beiden Seiten. Emotionales Highlight war ganz sicher das spektakuläre Dreipunktspiel von Nationalspielerin Marie Kier. Die Nummer 9 schloss trotz Foul von Manning erfolgreich ab (39. Minute: 64:66). Wie bei einem Münzwurf fiel die Entscheidung in diesem an Spannung kaum zu überbietenden Finale. Die Bullen hatten es in der eigenen Hand, doch am Ende verließ Fortuna bei der 64:70-Niederlage das Thüringer Team.

Gleichbedeutend konnte BSR Amiab Albacete den 3. Triumph in Folge feiern, diese Ausnahmeleistung, der derzeit besten Vereinsmannschaft Europas gilt es mit großer Anerkennung zu würdigen. Nicht weniger schmälern soll das die gewonnene Silbermedaille der Bullen, die mal wieder eindrucksvoll gezeigt haben, was RSB Thuringia Bulls Basketball ausmacht: enorme Leidenschaft, unermüdlicher Wille und einen einzigartigen Teamgeist.  


Diese Attribute sind auch in den nächsten Wochen gefragt, denn bereits am Donnerstag erwarten die Rhine River Rhinos den amtierenden Deutschen Meister zu Spiel 1 in den Playoffs. Bereits am kommenden Samstag steigt Spiel 2 im heimischen Bullenstall, präsentiert von der LINDIG Fördertechnik GmbH.

Vahid Gholomazad (9), Joakim Linden (14), Aliaksandr Halouski (12), Arie Twigt (2), Jordi Ruiz (19), Driss Saaid (2), Hubert Hager Jens Eike Albrecht (8), Marie Kier 4, Karlis Podnieks (3)


Text: THBulls