Am vorletzten Samstag reiste die zweite Bulls-Mannschaft nach Jena und bestritt dort ihren vierten Oberliga-Spieltag. Beim Training am Vortag wurde klar, dass es kein leichter Spieltag werden würde. Durch den krankheitsbedingten Ausfall der beiden Center Ali-Reza Jamili und Sebastian Knedlik wurden die Wechselmöglichkeiten dezimiert. Zusätzlich musste Kapitän Roman Wenzel mit einer besonderen Situation kämpfen. Die Achsfassung an seinem Rollstuhl ging kaputt, wodurch er auf einen anderen Rollstuhl ausweichen musste.
Im ersten Spiel des Tages traf die junge Mannschaft von Jens Albrecht auf die Jena Caputs. Zu Beginn taten sich beide Teams offensiv schwer, was auch daran lag, dass beide Verteidigungen eine gute Leistung zeigten. Nach gut vier gespielten Minuten eröffnete Hendrik Radke die Punktejagd für seine Mannschaft. In den folgenden zwei Minuten lief es offensiv richtig gut für die Bullen. Drei weitere Würfe fanden den Weg in den Korb. Daraufhin nahm der Jenaer Coach Marius Seydel eine Auszeit. Die taktische Anpassung trug Früchte und so war Jena in der Lage, das Spiel bis zur ersten Viertelpause wieder auszugleichen. Es zeichnete sich ein spannendes Duell ab.
Auch im zweiten Spielabschnitt blieb es eng und spannend. Nach wie vor standen beide Teams gut in der Defensive und machten es der gegnerischen Offensive schwer. Dennoch konnte sich Jena in den ersten Minuten etwas absetzen. Allerdings egalisierten Wenzel und Holzschuster den Rückstand wieder. Nach dem erneuten Ausgleich wurden die Caputs defensiv nochmal galliger und die Bullen konnten den Ball nicht mehr im Korb unterbringen. Vor allem Kapitän Roman Wenzel war in dieser Begegnung nicht mit Wurfglück gesegnet. Kurz vor der Halbzeit konnten sich die Jenaer noch einen kleinen Vorsprung erspielen. So gingen die Bullen mit einem 5-Punkte-Rückstand in die Halbzeitpause.
Der Spielverlauf blieb im dritten Viertel identisch. Das Spiel lebte weiterhin von der Defensive und Spannung. Demzufolge bekamen die Zuschauer viele Fehlwürfe zu sehen. Eines war jedoch anders: Währenddessen die ersten beiden Viertel von Mini-Läufen geprägt waren, wechselten sich die Scores nun munter ab. So konnte sich Jena nicht absetzen, allerdings holten die Jungbullen auch nichts auf. Die Caputs gingen also mit einer hauchdünnen Führung in die letzte Viertelpause.
Überraschenderweise gestaltete sich der letzte Spielabschnitt komplett anders. Die Ausgeglichenheit blieb zwar bestehen, jedoch stand nun die Offensive im Vordergrund. In einem munteren Schlagabtausch sammelten beide Mannschaften fleißig Punkte und versuchten das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Mit 24 Sekunden Restspielzeit bekamen die Bullen einen Einwurf zugesprochen und waren ein Punkt zurück. Durch ein Missverständnis bei der Ballannahme wurde jedoch die Chance auf den Sieg verspielt und so konnten die Jena Caputs ein denkbar knappes Spiel für sich entscheiden.
Die Niners aus Chemnitz waren der zweite Gegner des Tages. Diesmal war der Spielbeginn nicht eindeutig defensiv geprägt. Die Bullen-Defense tat sich schwer den Zugriff auf die Chemnitzer Schützen zu finden. So konnten sich die Sachsen schnell einen kleinen Vorsprung erspielen. Zwar schafften es die Jungbullen sich zwischenzeitlich wieder ran zu kämpfen, jedoch konnten die Niners zum Viertelende eine Schippe nachlegen und bauten den Vorsprung erneut aus.
Mit Beginn des zweiten Spielabschnittes zeigten die Thüringer eine wesentlich bessere defensive Leistung. Die Chemnitzer Schützen wurden vorerst kaltgestellt. Allerdings taten sich die „Bullies“ auch schwer Punkte zu erzielen. Deshalb musste eine taktische Änderung her. Eine Ganzfeld-Presse sollte nun gespielt werden und die Niners wirkten sichtlich überrascht. Immer wieder verloren die Sachsen den Ball und schenkten den Bulls somit leichte Punkte. Innerhalb von anderthalb Minuten konnten die Jungbullen die Führung übernehmen und bauten direkt einen Vorsprung auf. Chemnitz konnte erst nach acht gespielten Minuten den ersten Korberfolg verzeichnen und beendete damit den 15:0-Lauf der Thüringer. Dieser Lauf war eine wahre Teamleistung, denn jeder Bulle war hellwach und konzentriert. Ein besonderes Lob geht dabei an die beiden Youngsters Marlene Schwebler und Pascal Hofmeister-Risch. Für die beiden Rookies war es die erste Presse in einem Punktspiel und es funktionierte direkt hervorragend. Mit einer 29:24-Führung ging es in die Halbzeit.
Im dritten Viertel blieb die Presse erstmal bestehen. Allerdings lösten die Niners den thüringischen defensiven Druck nun wesentlich besser auf. Die Sachsen mussten keine Ballverluste mehr hinnehmen und nutzen den Raum in der gegnerischen Zone konsequent aus. Dadurch konnte sich Chemnitz die Führung zurückholen. Dennoch zeigten die Jungbullen Moral, kämpften und ließen sich nicht abschütteln. Mit einem 1-Punkt-Rückstand gingen die Bullen in die letzte Viertelpause.
Für die letzten zehn Minuten war also klar, dass es einen absolut spannenden Spielverlauf geben wird. Und genauso war es auch. Beide Mannschaften schenkten sich gar nichts und erzielten abwechselnd Körbe. Folglich gab es viele Führungswechsel. Bei einer Rest-Spielzeit von gut zwei Minuten nahmen die Bullen eine Auszeit. Durch eine Misskommunikation mit dem Kampfgericht, sollte ein schnelles viertes Teamfoul gemacht werden, damit notfalls die Uhr gestoppt werden kann. Jenes vierte Foul entpuppte sich allerdings als das fünfte Teamfoul. Somit ging Chemnitz an die Freiwurflinie und nutze diese Chance. Zwar war das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, jedoch zeigten sich die Bullen verunsichert und konnten nicht mehr nachlegen. Die Niners aus Chemnitz konnten das Rückspiel also für sich entscheiden.
Die RSB Thuringia Bulls II spielten mit folgendem Kader:
Roman Wenzel (12/18), Tobias Holzschuster (18/10), Julian Grudnick (6/8), Marlene Schwebler (2/8), Hendrik Radke (4/3), Davin Kreft (3/0), Pascal Hofmeister-Risch (0/2), Egon Wille und Justus Heinrich.
Text: Justus Heinrich